Montag, 4. Juli 2011

Der Berg ruft (Everest)

Wolkenverhangender Everest
Am zweiten Tag ging es genau so früh weiter in Richtung Everest. Vor uns lag fahrerisch noch die der aufregendste Teil der Strecke. Die letzten 100km ging es mehrere Stunden über unbefestigte Straßen. Hinzu kamen ein Hochpass, den man über unzählige schleifen erklimmen und zu guter Letzt wieder hinabfahren musste. Beim betrachten des Abgrundes (es gab nur knöchelhohe Betonabgrenzungen alle 5-10 Meter) wird einem schon recht mulmig. Z.T. waren auch immense Teile der Straße abgesackt so dass riesige Löcher entstanden und die Straßen (wenn man sie denn so nennen kann) einspurig waren. Unser Fahrer war jedoch schon ein alter Hase und fährt die Strecke schon länger als es uns schon gibt, von daher hatte er unser vollstes Vertrauen. Was verwunderlich war, dass sogar kleinere Reisebusse die Strecke fuhren. Man erkannte sie leicht an den riesigen Staubwolken die sie auf der schotterstrecke hinter sich produzierten. Zum Schluss nahm unser Fahrer dann noch eine Abkürzung die nicht jeder Fahrer und erst recht kein Bus nehmen kann. Es ging quer durchs Gelände. Der Wagen knarzte und neigte sich bedenklich von der einen auf die andere Seite. Wir wurden gute zwanzig Minuten durchgeschüttelt und konnten uns den einen oder anderen adrenalinversetzen Lacher nicht verkneifen. Es war definitiv die extremste Geländefahrt die wir bis dahin hatten.

Das Basecamp
Am Nachmittag erreichten wir dann das Basecamp. Es war ein großes, hufeisenförmiges Areal das überwiegend aus „Hotelzelten“ bestand. Als wir ausstiegen war es erstaunlicherweise gar nicht mal so kalt, so dass wir keine Jacke brauchten. Wir legten unsere Sachen im Zelt ab, bekamen einen Tee und machten uns danach auf unsere erste Erkundungstour Richtung Everest. Leider war der Everest wolkenverhangen weswegen wir ihn nicht komplett sehen konnten. Obwohl wir nur eine Stunde unterwegs waren merkte ich, dass das Laufen in dieser Höhe schon bedeutend anstrengender für mich war als noch in den anderen Städten. Als wir zurück waren gab es erst einmal eine Stärkung. Frisch gekocht im Nachbarzelt. Jigme unser eigentlicher Guide (wir hatten zwei) kam dann rüber und machte uns darauf aufmerksam das der Everest nun komplett zu sehen ist. Schnell stürmten wir raus und bemerkten direkt wie schnell es am Everest kalt war. Wir bereuten wir, dass uns keine Handschuhe gekauft hatten. Schon nach wenigen Minuten fotografieren schmerzten unsere Finger. Belohnt wurden wir dann aber mit einem Wunderschönen Ausblick auf den Everest in rotgoldener Abendsonne. Zu guter letzt bekamen wir dann noch die Möglichkeit auf einem Yak zu reiten, wobei das Tier schon an leichter Altersschwäche leidete wie wir vermuteten da es sichtlich nicht wirklich begeistert war uns Europäer auf dem Rücken zu haben.

Marvin auf dem Yak
Die Nacht gestaltete sich dann wie folgt. Die Zeltwirtin feuerte ordentlich das Zelt mit Yakdung (richtig, das was hinten aus dem Yak so raus kommt, gut getrocknet, brennt ganz gut, riecht aber etwas beim verbrennen) an. In der Mitte des Zeltes gab es einen Ofen der als Feuerstelle zum Kochen und als Heizung diente. Es roch alles etwas rauchig und eine Dusche hätte uns auch sicherlich gut getan, aber wir waren ja jetzt richtige Abenteuer und die stinken halt manchmal auch ein wenig :P. Um uns auch innerlich zu wärmen gab es ein paar Bierchen die uns auch das einschlafen erleichtern sollten. Jigme kam ebenfalls herüber. Es gab eine tiefgehende Diskussion über die Rolle Chinas und die Unterdrückung des tibetische Volkes.

Es ist schon krass wenn man sich vorstellt sein eigenes Land in seinem gesamten Leben nie verlassen zu können. Tibet ist zwar wunderschön, aber niemand dort hat jemals ein Meer oder einen Strand gesehen. Da Tibeter keinen Pass von China bekommen ist es so gut wie unmöglich für sie jemals ihr Land verlassen zu können, soviel dann zur „Befreiung von Tibet durch China“ die in naher Zukunft ihren 50sten Geburtstag feiert.

Wir legten uns zu Bett, jeder von uns hatte 3 dicke Decken, eine als Bettauflage, die anderen zum zudecken. Unsere Kleidung ließe wir trotzdem an, zum einen weil es einfach zu kalt war, zum anderen rochen die Decken alle ein wenig rauchig und muffig nach nennen wir es „Land“. Wir realisierten schnell, dass das Bier ordentlich auf die Blase drückte. Sprich... Jacken und Schuhe wieder an, das warme Bett verlassen und raus in die Arktis. Die Minusgrade die nun herrschten drangen binnen Sekunden durch unsere Kleidung und durchkühlten uns. Ein weiteres mal bereuten wir, keine Handschuhe gekauft zu haben. Zurück im Zelt behielt ich die Jacke an und legte mich mit ihr schlafen und hoffte nur das es bald wärmer wird.

Das weitaus größere Problem war aber die Höhenkrankheit die nun bei mir zuschlug. Erst im Zelt bemerkte ich das die erhöhten Anstrengungen im Grunde darin lagen. Immer wenn ich einnickte bemerkte ich selber wie ich einschlief, wurde sofort wach, hatte Herzrasen und war außer Puste. Nach mehreren versuchten machte sich Panik bei mir breit. Alle anderen schliefen tief und fest, ich war jedoch auf 5200m gefangen und konnte kein Auge zumachen. Das Herzrasen war zum Teil so intensiv, dass ich schon befürchtete, einem Herzinfarkt zu erliegen. Da ich auch nicht mehr liegen konnte setzte ich mich hin. Mittlerweile war es kurz vor 2 Uhr morgens. Ich saß bis kurz nach 4 auf dem Bett bevor ich mich entschloss es noch einmal zu versuchen. Nach mehreren Anläufen überwiegte dann die Müdigkeit und ich schlief ein. Für mich war diese Nacht definitiv die schlimmste meines Lebens.

Everest in der Morgensonne
Die besagte Anhöh
Am Morgen standen wir gegen halb 7 auf um den Sonnenaufgang am Berg zu genießen. Der Ausblick war gigantisch. Wir fuhren mit dem Shuttle Bus bis kurz vor die Zeltstadt der Bergsteiger um von dort die Aussicht zu genießen. Es Anblick war schon gigantisch. Dann hängten wir unsere Reichlich verzierte Gebetsfahne auf, die sich von ihrer immensen Größe stark von den anderen absetzte :P. Für mich dauerte es geschlagene 5 Minuten um die kleine Anhöhe zu erklimmen. Nach allen 3 Schritten musste ich eine Pause machen und mehrfach durchatmen um nicht zu kollabieren. Nach reichlicher Anstrengung hatten wir sie aber gespannt und betrachteten mit voller Stolz unser Werk. Angeblich hängen die Fahren wohl über Jahre dort oben. Je höher sie hängen umso mehr Glück und Segen sollen denen bringen denen sie gedacht ist. Dazu lässt sich nur Sagen, wenn einer von euch noch höher möchte soll er gefällig selbst dort rauf :P ich bleib vorerst auf Höhen unter 3000m.
Unsere Gebetsfahne
Nach getaner Arbeit ging es dann zurück zum Zelt, Sachen packen, Postkarten vom höchsten Briefkasten der Welt schicken und den Wagen beladen. Der Rückweg war der identische Hinweg mit dem Unterschied, dass wie diesmal Regenwetter hatten. Die Wolkenkonstellationen und der Regen erzeugten eine vollkommen andere Atmosphäre als auf der Hinfahrt. Am zweiten Tag erreichten wir den Flughafen, verbrachten vorher noch einige Zeit in einem Teehaus (Geheimtipp unseres Fahrers) und genossen tibetischen Milchtee. Danach bestiegen wir den Flieger nach Chengdu. Tibet war schon gigantisch und war definitiv ein Highlight meines Aufenthaltes in Asien. Ein Wunderschönes Land das ich liebend gern (trotz Höhenkrankheit) bereisen möchte.
Sorry das ich mich so lang nicht gemeldet habe, aber hatten viel um die Ohren, Klausuren, viele Goodbye Veranstaltungen und Reisevorbereitungen. Muss jetzt auch Schluss machen, gleich geht mein Flieger nach Phuket ;) Werde jetzt aber wieder fleißiger schrieben und versuchen meine Erlebnisse schnell wieder up2date zu bringen.

Bis dahin liebe Grüße an die Heimat...
Marvin 

Zum Schluss noch ein paar Bilder um unsere Eindrücke wiederzugeben...
Hier noch mal die Aussicht vom Camp aus... einfach nur gigantisch
Heiliger See mal in einem anderen Licht
Unser Fahrer (definitiv ein cooler Typ) und unser second Guide

Mittwoch, 8. Juni 2011

Der Weg zum Everest Tag 1

Nach langer Zeit poste ich nun auch mal wieder etwas zu unserer weiteren Reise im Summerbreak. Momentan ist Klausurphase bei uns, so dass ich viel lerne und nebenbei noch Essays schreiben muss. Samstag, Sonntag und Montag stehen die Klausuren an, drückt mir die Daumen, manche Fächer haben es echt in sich...

Nach dem wir Lhasa verlassen haben machten wir uns auf den Weg zum Everest Basecamp. Vor uns lagen 2 Reisetage über mehr oder weniger befestigte Straßen. Begleitet wurden wir von unserem Guide bzw. beiden Guides (Jigme betreute eine andere Gruppe, war aber auf dem gleichen Weg wie wir), sowie einem Fahrer.

Am ersten Tag ging es schon in den frühen Morgenstunden los, da eine en Baustelle auf dem ersten Stück zu passieren gab. In China ist es nicht unüblich auch mal ein gesamtes Teilstück für 6 Stunden zu sperren. Eigentlich kein Problem, wenn es nicht gerade die einzige Straße weit und breit ist. Allerdings waren wir noch vor den Bauarbeitern da, so dass wir ohne Probleme vorbei kamen. Schon nach einer Stunde Fahrt konnten wir die Landschaft genießen, auch wenn wir manchmal durch recht üble Schlaglöcher durchgeschaukelt wurden (deswegen anscheinend auch die Straßenarbeiten). In dieser Hinsicht machte sich und Geländejeep (es war ein echter, kein SUV) schon bezahlt.

Auf die Bilder klicken um sie in Orginalgröße zu sehen und die geniale Landschafte zu genießen...
Shigatze
Das Etappenziel für den ersten tag war Shigatze, die zweitgrößte Stadt in Tibet. Wie hielten an den zahlreichen Sightseeing spots. Ob es der Yambrock Lake (einer der heiligen Seen) war, ein Gletscher (in über 5200m höhe) oder einfach nur Hochpässe von denen man einen wunderbaren Blick über die Landschaft hatte. Es ist schwer das erlebte mit Worten zu beschreiben und selbst die Fotos können nur zum Teil die atemberaubende Landschaft Tibets wiedergeben. Ich bin jedoch froh, dass ich eine Spiegelreflexkamera mit habe, bei solchen Bildern hätte ich mich Schwarz geärgert hätte ich sie mit meiner kleinen Digicam machen müssen.

Der höchste Punkt unserer gesamten Tour 5248 Meter
Zwischen Lhasa und Shigatze machten wir dann noch in Gangtze (ich hoffe ich schreibe die ganzen Namen richtig) halt, um uns für die Weiterfahrt zu stärken. Gangtze ist ein kleines Kaff, was eigentlich nur aus einer Straße besteht. Dennoch haben wir ganz gut gespeist. Es ist wirklich interessant wie sehr man sich in Tibet auf ein leckeres Essen freuen kann. Allerdings freut man sich nach einer solchen Tour am Abend um so mehr auf eine westliche Toilette im Hotel. Unterwegs gab es nur chinesische Toiletten, also Plumpsklos ohne fließend Wasser, die in der Regel auch nur aus einem Loch im Betonboden und einer darunterliegenden Auffangfläche bestehen. Diese werden in der Regel auch nie sauber gemacht und die Auffangfläche nie „geleert“. Wenn man so etwas noch nie gesehen und gerochen hat kann man sich auch nicht wirklich vorstellen wie verwöhnt man eigentlich ist was das angeht. Keno und ich waren zu dem Zeitpunkt jedenfalls ein weiteres Mal froh, dass wir männlich sind und uns nicht darüber hocken mussten. Ich Habe Fotos gemacht, werde diese aber nicht hochladen. Wer sie wirklich sehen möchte kann mir gerne später bescheid geben. Ich übernehme jedoch keine Verantwortung über spätere Folgen.


Am frühen Abend kamen wir dann in Shigatze an. Nachdem wir unsere Sachen im Hotel untergebracht haben besuchten wir dann ein hiesiges Kloster. Allerdings sparten wir uns den Eintritt, mittlerweile kennen wir Klöster zu genüge, zumal die meisten von innen fast identisch aussehen. Des Weiteren sind die Eintrittspreise in Tibet wesentlich höher als in China. Auch hier weis die chinesische Regierung wie sie an ihr Geld kommt. Nachdem wir zu Abend gegessen haben machten wir uns dann noch auf den Weg die Stadt zu erkunden. Allerdings muss man sagen, das Shigatze die hässlichste Stadt ist die ich jemals gesehen habe. Das liegt überwiegend daran, dass die gesamte Stadt momentan eine riesige Baustelle ist. Wirklich jeder Bürgersteig ist aufgerissen, so dass man nur über Schutt läuft. Da bei Abrissarbeiten in China kein Wasser gegen die Staubbildung benutzt wird, merkte man bei jedem Atemzug den aufgewirbelten Staub in den Lungen. In Shigatze begann dann auch mein Husten, ich dachte dass es zuerst nur an dem Staub lag, jedoch stellte sich später heraus, dass es eine Mischung aus Staub und Höhenkrankheit war.
Die Sonnenstrahlen brechen in der Atmosphere...




Soviel zu unserem ersten Reisetag zum Everest.

Bis Bald...
Keno und Marvin

Freitag, 27. Mai 2011

Glückwünsche vom Dach der Welt

Dieser Post ist für zwei besondere Menschen, die heute ihren großen Tag haben.

Liebe Kerstin, Lieber Benedikt,
wir freuen uns mit euch, dass ihr beide nun endlich heiratet. Es war wirklich außerordentliches Glück, dass das ihr beide euch gefunden habt. Für uns war es immer eine Freude mit euch befreundet zu sein, auch wenn wir unsere Terminpläne leider nicht immer in Einklang bringen konnten. Hoffentlich lässt sich das in Zukunft besser gestalten ;-)
Dieser Tag soll nur euch gehören, wir wünschen euch alles Gute dieser Welt für jetzt und in Zukunft. Feiert ein tolles Fest mit euren Verwandten und Freunden, wir sind im Herzen bei euch.
Liebe Grüße,
Keno und Marvin

Damit auch wirklich alles menschenmögliche für euer Glück getan wurde, haben wir uns erlaubt eine andere Religion für euch zu bemühen.


Die Tibeter glauben, je höher die Fahne hängt, umso wirksamer sind die Gebet. Also sind wir mit 5200m über NN schon ziemlich gut dabei :-). Und dann wollen wir auch nicht verschweigen, wie die Fahne an ihren Platz kam...


...das war echt anstrengend bei der Höhe. Aber für euch machen wir doch alles.
PS: Falls ihr euch wundert warum der Marv so still ist und sich wenig bewegt.... er war höhenkrank und hat übel gelitten.... ;)

Dienstag, 10. Mai 2011

Noch ein Tag Lhasa


Mittwoch ging es dann auf zum großartigen Potalapalast. Dieser wurde im 7. Jahrhundert n.Chr. erbaut und diente seit dem als religiöses und politisches Zentrum Tibets. Hier herrschten die Dalai Lama über das Land. Dalai Lama heißt übersetzt übrigens soviel wie Ozean der Weisheit. Auf den Bildern erkennt man drei Farben in welchen der Palast angestrichen ist. Weiß für die politischen Gebäude, Rot für die religiösen und Gelb für die Unterkünfte der Novizen und Lehrräume. Zum Palast selbst muss man ca. 100 Höhenmeter überwinden, was bei 3450m über NN schon ein ziemlicher Akt ist.

Dafür wird man dann mit einem wirklich wunderbaren Panoramablick über Lhasa und die umliegenden Berge belohnt. Im Inneren des Palastes befinden sich viele Schreine, heiligen Figuren und die diversen Throne der Dalai Lamas sowie einige deren Gräber. Diese bestehen aus einer, mit Gold verkleideten Stupa. Über allem hängt ein penetranter Geruch von Räucherkräutern. Leider darf man im Inneren, trotz 100Yuan Eintritt (für hiesige Verhältnisse sehr teuer) keine Fotos machen. Nach ca. 1 ½ Stunden war unsere Besichtigung dann auch vorbei und wir machten uns auf den Weg zum Sera-Kloster.

Dieses liegt nur ein paar Kilometer vom Palast entfernt ist ein noch heute genutztes buddhistisches Mönchsklöster. Hier konnten wir dann Zeuge der typischen „Diskussionsrunde“ der Mönche werden. Die Mönche versammeln sich jeden Nachmittag im „tibetischen Hof“ des Klosters und diskutieren in kleinen Gruppen. Typisch für diese Diskussion ist, dass meist ein Mönch vor einer Gruppe sitzender Mönche steht und Argumente vorbringt. Jedes Mal wenn er ein Argument vorgebracht hat klatscht er in die Hände und deutet auf den Gesprächspartner, dieser muss dann antworten. So oder so ähnlich habe ich das ganze zumindest verstanden. War nicht so ganz einfach die Logik zu durchschauen. Damit hatten wir dann auch alles Sehenswerte in Lhasa gesehen. Ok das ein oder andere Kloster gibt es schon noch in der Umgebung, aber jedes Mal 50 Yuan Eintritt zahlen um dann eigentlich immer das gleiche zu sehen war uns dann doch ein bisschen zu doof. So beschlossen wir den nächsten Tag mit ausschlafen und noch einer kleinen Shoppingtour zu verbringen bevor es dann am Freitag endlich Richtung Mt. Everest gehen sollte.

Mittwoch, 27. April 2011

Boahr, Lhasa ey!

Wie soll ich anfangen? Wir sind nun endlich an unserem Traum Ziel angelangt, ok Mt. Everest ausgenommen, aber wir haben es geschafft. Lhasa hat ein eigentümliches aber irgendwie verzauberndes Flair. Möglicherweise liegt es daran das Tibet ein heiliges Land ist, ich weiß es nicht. Lhasa liegt auf ca. 3450m in einem Talkessel umgeben von Schnee bedeckten Bergen. Mitten in der 500.000 Einwohner großen Stadt erhebt sich der majestätische Potalapalast. Ein wirklich atemberaubendes Panorama.

Nachdem wir von unserem Guide am Bahnhof abgeholt und zu Hostel gebracht wurden, ging es auf einen ersten Erkundungsgang. Unser Weg führte uns in das Barkhor-Viertel, in dessen Zentrum befindet sich eines der wichtigsten tibetanischen Heiligtümer, der Johkang-Tempel. Um diesen Tempel gibt es viele kleine Gassen und eine breite Pilgerstrasse, die von unzähligen Souvenir- und Devotionalienhändlern gesäumt wird. Hier treffen Touristen, Mönche und Pilger auf einander. Ein unglaublich lebendiges Treiben herrscht hier. Überschattet wird dieses friedliche Treiben jedoch von der massiven Militär- und Polizeipräsenz. An allen öffentlichen Plätzen, Straßenkreuzungen oder Heiligtümern patrouillieren schwer bewaffnete Soldaten. Die chinesische Regierung hält Tibet in einem Würgegriff aus willkürlichen Passkontrollen, Schikanen, Konsum und Prostitution. Dies ist die andere Seite von Lhasa. Und trotzdem lassen sich die Einwohner dieses Landes nicht unterkriegen und leben ihr Leben auch unter diesen Umständen.

Unser Guide führte uns dann noch in ein gemütliches kleines Restaurant in dem wir unser erstes Yak-Steak bestellten. Ein wirklich delikate Angelegenheit, dazu gab es dann auch noch die besten Pommes die wir seit langem gegessen haben. Schon merkwürdig, da muss man bis auf das Dach der Welt fahren um gute Fritten zu bekommen.
Am nächsten Tag ging es dann zum Norbulinkha, dem Sommerpalast des Dalai Lama. Dieser ist nur einige Kilometer von unserem Hostel entfernt und ist eine große Parkanlage mit kleinen „Palästen“. Hier befindet sich auch der Sommerpalast des derzeitigen, 14. Dalai Lama. Insgesamt ist die Parkanlage etwas verramscht, denn an jeder Ecke wird irgendetwas umgegraben oder aufgerissen. Aber trotzdem kann man sich der besonderen Spiritualität dieses Ortes nicht entziehen und verfällt in ein ehrwürdiges Schweigen beim begehen der Analage. Hier befindet sich auch eines der seltenen Bilder des 14. Dalai Lama, eigentlich ist die Darstellung durch der chinesischen Regierung verboten. Warum ausgerechnet hier ein Bild vorhanden sein darf, konnte uns auch unser tibetischer Guide nicht erklären.

Von hier aus machten wir uns auf den Weg zu den 1000 Gesichtern Buddhas, einer Felswand mit tausenden bunten Buddha Ikonen. Dieses Heiligtum liegt ein klein wenig abseits der Hauptstrasse und ist bei den Touristen ehr unbekannt. So war es nicht sehr verwunderlich das wir hier nur betende Tibeter vorfanden, die uns teilweise neugierig oder argwöhnisch beobachteten. Nach einer Runde um die Stupa mit ihren vielen Gebetsmühlen und einigen Gebeten, machten wir uns auf den Weg ins Barkhor-Viertel. Hier besuchten wir den Johkang-Tempel mit seinen vielen Buddhas, Boddishatvas und andern heiligen Figuren. Auch hier opferten wir den Heiligen und beteten für unsere Lieben zu Hause. Danach stand dann schnödes Souvenirschopping an. Leider wird der Souvenirmarkt durch viele billige chinesische Produkte überflutet und macht es sehr schwer ein einigermaßen authentisches Tibet Souvenir zu erstehen. Nach vielem Feilschen und einem ordentlichen Sonnenbrand ging es dann zurück ins Hostel zum Abendessen. Später am selben Abend wollten wir noch zum Potalapalast um Fotos zu machen. Aber als wir dort ankamen reichte es gerade einmal für 2-3 Fotos und einer Ermahnung durch die Ordnungshüter, weil Marv ein Foto im liegen schießen wollte und schon wurde die Beleuchtung ausgeknipst. Nur das chinesische Denkmal für die „Befreiung“ Tibets war noch beleuchtet. Blanker Hohn in unseren Augen. Mit diesem sehr zwiespältigen Eindruck ging es dann zurück ins Hostel.

Morgen geht es dann in den Potalapalast und vielleicht auch noch ein Kloster. Freitagmorgen beginnt dann unsere Reise zum Mount Everest, wir sind schon total aufgeregt und gespannt.

Bis bald,

Keno und Marvin

32h railway to heaven...

Am frühen Morgen (4 Uhr) schellte uns unser Wecker aus einem viel zu kurzen Schlaf. Aber was will man machen, wir mussten raus... die kalte Dusche (so früh gab es im Hostel noch kein warmes Wasser) sorgte schon dafür, dass wir fit waren. Frisch und munter machten wir uns auf unseren Weg zum Bahnhof von Xian, der nicht weit entfernt war.

Da wir im Hostel noch kein Frühstück bekommen konnten, war unser erstes Ziel der Mc Donald’s. Wie in Deutschland gab es dort auch diverse Frühstücksangebote. Allerdings waren die Mitarbeite anscheinend wesentlich unfrischer als wir. Das abfertigen eines Kunden dauerte ca. 5 Minuten, schlecht wenn nur eine Kasse offen hat. Ein Kunde bekam auch Fritten, die noch nicht einmal frittiert waren. Als der Supervisor dies mitbekam, gab es natürlich ärger für den Verantwortlichen. Dieser grinste aber nur und kümmerte sich nicht viel. Der Kunde wurde auch nicht informiert sondern durfte die labbrigen Kartoffelstreifen mitnehmen. Nach einer halben Stunde war ich dann an der Reihe. Alle Frühstücksangebote gab es natürlich nicht, nur einen einzigen Burger. Echt klasse. Naja der musste dann halt genügen, war jedoch mit einer komischen Sauce belegt die uns den Appetit verdorben hat.

Egal, zum Glück hatten wir in weiser Voraussicht Proviant für die Fahrt mitgenommen. Im Zug suchten wir dann unser Abteil. Wir waren auf 2 Abteile verteilt. Keno musste alleine in eins, Irene und ich teilten uns eins. Insgesamt gab es in jedem Abteil 6 Schlafplätze, an jeder Wand 3 übereinander. Als erstes begann dann die Diskussion mit den Chinesen wer denn wo schläft. Sie waren schon einige Stationen vor uns in den Zug eingestiegen, hatten die oberen Betten belegt und saßen auf den Unteren. Es stellte sich heraus, dass unsere die unteren waren. Klasse wenn man bedenkt das dort schon über Stunden Menschen gesessen, gegessen, getrunken und sonst was gemacht haben. Aber naja, sie haben dann auch schnell gemerkt, dass wir großartiges Sitzen auf unseren Betten nicht mehr dulden.

Das nächste Problem, dass sich auftat, waren die Toiletten. Es gab die typischen chinesischen Toiletten, die für uns bei über 30 Stunden Zug fahren keine Begeisterung hervorriefen. Bei meiner Erkundungstour durch den Zug habe ich dann jedoch festgestellt, dass in der 1. Klasse westliche Toiletten vorhanden waren. Für jeden Toilettengang wurden fortan 2 Wagons durchquert...

Die Fahrt an sich erwies sich als wirklich gechillt. Man lag viel, aß, trank, las, schaute „How I met your Mother“ Folgen, beobachte was die Chinesen so machen oder schlief einfach. Zwischendurch hatte man immer wieder Gelegenheit, die faszinierenden Wechsel der Landschaft zu Verfolgen und zu Fotografieren. Die riesiegen Blumen/Kräuterfelder, Terrassenberge, Sandberge, Schneeberge, Waldberge, oder einfach nur Steppen, Nomadensiedlungen, Hochplateaus, und Bergseen waren einfach nur beeindruckend. Aus diesem Grund allein lohnt sich schon die Zugfahrt, im Flugzeug wären uns diese Eindrücke verloren gegangen.

Zum Ende des Tages erreichten wir dann zum ersten Mal Höhen von über 3500 Metern. Im Zug gingen dann an jedem Schlafplatz die Sauerstoffdüsen an, die der Höhenkrankheit entgegen wirken sollen. Dies war auch nötig, da wir am nächsten Morgen die 5000er Marke überquerten. Zum Abend hin bekamen wir auch alle leichte Kopfschmerzen, was aber normal ist wenn man solche Höhen nicht gewöhnt ist.

Am Nachmittag erreichten wir dann nach ca. 32 Stunden Zugfahrt Lhasa. Nachdem die Chinesen aus dem Zug gestürmt waren haben wir dann auch unsere Sachen gepackt und den ersten Schritt auf das heilige Land gesetzt. Es war bewölkt, jedoch angenehm warm.
Ausserhalb des Bahnhofs wartete schon Jigme („Jigs“), unser tibetanischer Guide. Um sich in Tibet aufhalten zu dürfen, muss man einen gesetzlich vorgeschriebenen Guide haben. Wir bekamen traditionelle, weiße Schäle um gehangen und wurden zu unserem Fahrzeug gebracht, dass uns zum Hostel fahren sollte. Wir hatten definitiv das coolste Vehikel von allen die auf dem Parkplatz des Bahnhofs zu sehen waren. Voller Elan und getrieben durch die relaxenden Sounds von Bob Marley ging es dann zum Hostel. Auf dem Weg  wurden uns die ersten Infos zu Lhasa gegeben und Verhaltensmaßnahmen (die sich immer auf das chinesische Militär bezogen) festgelegt.

Nach kurzer Fahrt erreichten wir dann unser Hostel. Unser Zimmer befand sich im 4. Stockwerk, die Treppen hinauf (es gab keinen Aufzug) zeigten uns, was es heißt, in 3600 Metern Höhe unterwegs zu sein. Oben angekommen waren wir alle außer Puste, doch der Tag war noch nicht ganz zu Ende....

Mehr dazu im nächsten Post...
Keno und Marvin

Samstag, 23. April 2011

Tibet wir kommen!!!

Endlich, gestern war es soweit, wir konnten mit unserem Permit zum Bahnhof unsere Zugtickets abholen. Zuerst hieß es es gäbe nur 2 Softsleeper (1. Klasse) und einen Hardsleeper Platz. Wir entschieden uns die Karten trotzdem zu nehmen, mussten jedoch feststellen, dass wir bar bezahlen mussten. Da keiner von uns in der Regel mit jeweils über 1000 Yuan durch die Gegend läuft, hieß es so schnell wie möglich eine Bank zu finden. Keno machte sich auf den Weg, allerdings funktionierte seine Master Card bei den lokalen Banken nicht. Im Endeffekt musste er knapp 2 km durch Xian sprinten (hin und zurück) um zur Bank of China zu kommen. Zurück am Schalter waren die Karten natürlich schon vergeben... Jetzt fahren wir alle einen Tag später also am  Sonntag. Da es wieder nur 2 Softsleeper gab entschieden wir uns alle einen Hardsleeper zu nehmen. Sind echt gespannt wie das so ist... Liegen dann alle in einem großen Schlafwagen. Dafür waren die Tickets auch um einiges günstiger. Zahlen gerade mal 650 Yuan  (ca. 70 €).

Heute ging es dann noch auf die Stadtmauer. Bei knapp 30 Grad und Wolkenfreiem Himmel eine gewagte Aktion. Der Ausblick auf das Umland und die traditionelleren Viertel machten unsere Anstrengungen wieder wett. Keno und ich konnten es uns auch nicht nehmen lassen und praktizierten eine Runde Chong Chuen (ohoh ob ich das richtig schreibe, ist jedenfalls das was wir in der TaiChi Vorlesung lernen) an einem ruhigen Stückchen der Mauer. Im Anschluss an den Trip gönnten wir uns einen Kaffee bei Starbucks und tätigten noch ein paar Provianteinkäufe für die Zugfahrt morgen.

Keno und Irene gönnen sich gerade eine Massage, während ich diese Zeilen in der Bar des Hostels schreibe (haben leider kein Internet auf dem Zimmer).
Bilder folgen wie beim vorigen Eintrag, bekomme langsam Hunger und habe sie noch nicht aufs MacBook gezogen.

Melden uns dann aus Lhasa wieder, bis dain liebe Grüße
Keno und Marvin