Am frühen Morgen (4 Uhr) schellte uns unser Wecker aus einem viel zu kurzen Schlaf. Aber was will man machen, wir mussten raus... die kalte Dusche (so früh gab es im Hostel noch kein warmes Wasser) sorgte schon dafür, dass wir fit waren. Frisch und munter machten wir uns auf unseren Weg zum Bahnhof von Xian, der nicht weit entfernt war.
Da wir im Hostel noch kein Frühstück bekommen konnten, war unser erstes Ziel der Mc Donald’s. Wie in Deutschland gab es dort auch diverse Frühstücksangebote. Allerdings waren die Mitarbeite anscheinend wesentlich unfrischer als wir. Das abfertigen eines Kunden dauerte ca. 5 Minuten, schlecht wenn nur eine Kasse offen hat. Ein Kunde bekam auch Fritten, die noch nicht einmal frittiert waren. Als der Supervisor dies mitbekam, gab es natürlich ärger für den Verantwortlichen. Dieser grinste aber nur und kümmerte sich nicht viel. Der Kunde wurde auch nicht informiert sondern durfte die labbrigen Kartoffelstreifen mitnehmen. Nach einer halben Stunde war ich dann an der Reihe. Alle Frühstücksangebote gab es natürlich nicht, nur einen einzigen Burger. Echt klasse. Naja der musste dann halt genügen, war jedoch mit einer komischen Sauce belegt die uns den Appetit verdorben hat.
Egal, zum Glück hatten wir in weiser Voraussicht Proviant für die Fahrt mitgenommen. Im Zug suchten wir dann unser Abteil. Wir waren auf 2 Abteile verteilt. Keno musste alleine in eins, Irene und ich teilten uns eins. Insgesamt gab es in jedem Abteil 6 Schlafplätze, an jeder Wand 3 übereinander. Als erstes begann dann die Diskussion mit den Chinesen wer denn wo schläft. Sie waren schon einige Stationen vor uns in den Zug eingestiegen, hatten die oberen Betten belegt und saßen auf den Unteren. Es stellte sich heraus, dass unsere die unteren waren. Klasse wenn man bedenkt das dort schon über Stunden Menschen gesessen, gegessen, getrunken und sonst was gemacht haben. Aber naja, sie haben dann auch schnell gemerkt, dass wir großartiges Sitzen auf unseren Betten nicht mehr dulden.
Das nächste Problem, dass sich auftat, waren die Toiletten. Es gab die typischen chinesischen Toiletten, die für uns bei über 30 Stunden Zug fahren keine Begeisterung hervorriefen. Bei meiner Erkundungstour durch den Zug habe ich dann jedoch festgestellt, dass in der 1. Klasse westliche Toiletten vorhanden waren. Für jeden Toilettengang wurden fortan 2 Wagons durchquert...
Die Fahrt an sich erwies sich als wirklich gechillt. Man lag viel, aß, trank, las, schaute „How I met your Mother“ Folgen, beobachte was die Chinesen so machen oder schlief einfach. Zwischendurch hatte man immer wieder Gelegenheit, die faszinierenden Wechsel der Landschaft zu Verfolgen und zu Fotografieren. Die riesiegen Blumen/Kräuterfelder, Terrassenberge, Sandberge, Schneeberge, Waldberge, oder einfach nur Steppen, Nomadensiedlungen, Hochplateaus, und Bergseen waren einfach nur beeindruckend. Aus diesem Grund allein lohnt sich schon die Zugfahrt, im Flugzeug wären uns diese Eindrücke verloren gegangen.
Zum Ende des Tages erreichten wir dann zum ersten Mal Höhen von über 3500 Metern. Im Zug gingen dann an jedem Schlafplatz die Sauerstoffdüsen an, die der Höhenkrankheit entgegen wirken sollen. Dies war auch nötig, da wir am nächsten Morgen die 5000er Marke überquerten. Zum Abend hin bekamen wir auch alle leichte Kopfschmerzen, was aber normal ist wenn man solche Höhen nicht gewöhnt ist.
Am Nachmittag erreichten wir dann nach ca. 32 Stunden Zugfahrt Lhasa. Nachdem die Chinesen aus dem Zug gestürmt waren haben wir dann auch unsere Sachen gepackt und den ersten Schritt auf das heilige Land gesetzt. Es war bewölkt, jedoch angenehm warm.
Ausserhalb des Bahnhofs wartete schon Jigme („Jigs“), unser tibetanischer Guide. Um sich in Tibet aufhalten zu dürfen, muss man einen gesetzlich vorgeschriebenen Guide haben. Wir bekamen traditionelle, weiße Schäle um gehangen und wurden zu unserem Fahrzeug gebracht, dass uns zum Hostel fahren sollte. Wir hatten definitiv das coolste Vehikel von allen die auf dem Parkplatz des Bahnhofs zu sehen waren. Voller Elan und getrieben durch die relaxenden Sounds von Bob Marley ging es dann zum Hostel. Auf dem Weg wurden uns die ersten Infos zu Lhasa gegeben und Verhaltensmaßnahmen (die sich immer auf das chinesische Militär bezogen) festgelegt.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir dann unser Hostel. Unser Zimmer befand sich im 4. Stockwerk, die Treppen hinauf (es gab keinen Aufzug) zeigten uns, was es heißt, in 3600 Metern Höhe unterwegs zu sein. Oben angekommen waren wir alle außer Puste, doch der Tag war noch nicht ganz zu Ende....
Mehr dazu im nächsten Post...
Keno und Marvin